Presse- und Medienarbeit „Jugend in Bewegung“
März 2009: Die Weltwirtschaftskrise hat Deutschland erreicht, die Menschen fühlen sich massiv bedroht. Entlassungen, massenhafte Kurzarbeit und Einstellungsstopps treffen vor allem die Junge Generation. Und plötzlich hat Kapitalismuskritik wieder Konjunktur – weil sie intelligent gemacht ist. Von ver.di Jugend. Mit uns.
Aufgabe
Das kapitalistische System hat abgewirtschaftet, die Krise erscheint als Systemkrise. Das kann – bei aller Knappheit – als Hypothese so stehen bleiben.
Nun geht es um ihre öffentliche Verbreitung – überzeugend begründet und medienwirksam aufbereitet. Die Jugendorganisation der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft positioniert sich radikal: bereit, mit alten Denkmustern zu brechen und neue, bessere Wege für die Junge Generation zu erschließen.
Lösung
Programmatischer Ausgangspunkt aller folgenden Aktionen ist ein Manifest der ver.di Jugend, theoretisch und philosophisch fundiert. „Acht Thesen über Krise“ formulieren in höchster inhaltlicher Verdichtung, einfachstem sprachlichen Stil und mutiger typografischer Gestaltung, was viele fühlen, ahnen oder wissen: Dass die Zeit reif ist für die nächste Gesellschaft.
Die Veröffentlichung ist gut getimt. In Berlin stehen innerhalb weniger Wochen mehrere öffentliche Großereignisse an: ein weltweiter Protesttag gegen den Weltfinanzgipfel der G20 Ende März, der gewerkschaftliche 1. Mai und ein bundesweiter Aktionstag für eine andere Finanz- und Wirtschaftspolitik Mitte Mai.
Das Manifest „Acht Thesen über Krise“ erscheint am Vortag des weltweiten Protesttags am 28. März. Die Pressearbeit ist milieuspezifisch zugespitzt, die Resonanz ist sehr gut.
Zur Großdemonstration in Berlin tritt ver.di Jugend auf. Die Aktionsform „Kapitalismustod“ aus einem von einfachen Demoschildern flankierten Leichenzug erregt massives Aufsehen. Sie lebt von einem archetypischen, an tiefe Urängste appellierenden Key Visual, das sich passgenau in die diskursive Situation einfügt, und von der Klarheit ihrer Botschaft: „Der Kapitalismus ist tot – lasst uns ihn beerdigen.“ Diese Aktion der ver.di Jugend erlebt europaweite Medienresonanz. In TV, Presse und Internet wird sie zum erfolgreichsten und meistverwendeten Bildmotiv der Berichterstattung über die Krisenproteste.
Am 1. Mai folgt Schritt zwei des dreistufigen PR-Konzepts. In Zuspitzung einer Aussage des DGB-Vorsitzenden Michael Sommer macht die ver.di Jugend deutlich, dass die Jungen den Aufbruch gegen Politik und Wirtschaft wagen: Ihre Demoschilder mit dem Claim „Wir sind sozial unruhig“ erreichen alle wesentliche Medien.
Im dritten Schritt schließlich, auf der Berliner Großdemonstration am 16. Mai findet der Claim als Button virale Verbreitung – und heftet sich an zehntausende Demonstranten. Er nimmt seinen Weg bis an die Revers von Müntefering, Künast, Trittin und Özdemir. Ein Schelm, wer anbiedernden Populismus unterstellt: Die waren wirklich noch unruhig – während die ver.di Jugend schon eine Stufe weiter ist. „Ich bin reif für die nächste Gesellschaft“ proklamiert sie zusammen mit unzähligen Menschen.
Ergebnis
Die ver.di Jugend liefert dem Protest das Image: Das Key Visual der Aktion „Kapitalismustod“ wird zum Leitbild der Bewegung.
Im medialen Diskurs verschiebt sich der analytische Akzent: Im Widerstreit der Begriffe, der immer auch einer um politische Interpretationshoheit ist, verdrängt die Kritik am „Kapitalismus“ jene an der „Globalisierung“. Messbar.
Es gelingt der ver.di Jugend, die einsetzende Debatte über die Zukunft unseres Wirtschaftssystems maßgeblich mit zu gestalten: „Ist der Kapitalismus noch zeitgemäß?“ fragt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 29. März. Einen Tag später sieht die Frankfurter Rundschau Chancen für eine neue Protestbewegung: „Und sie bewegt sich doch.“ „Ein bisschen unruhig“ titelt der Tagesspiegel Mitte Mai, und das Neue Deutschland schlussfolgert erwartungsgemäß: „Die Krise heißt Kapitalismus“.
Die Jugendorganisation der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft erlebt die mit viel Abstand stärkste Medienpräsenz seit ihrer Gründung. Alle sind begeistert.
Nur der Kapitalismus, der zuckt noch.
Manifest „Acht Thesen über Krise“:
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